Einweihung der Soester Synagoge

Innenansicht der Soester Synagoge in der Osthofenstraße (Foto: StA Soest)

Die Soester Synagoge würde in diesem Jahr 200 Jahre alt. Am 10. November 1938 wurde sie und die benachbarte jüdische Schule in der Osthofenstraße im Zuge der Novemberpogrome von den Nazis niedergebrannt: nach Ausgrenzung und Stigmatisierung eine weitere Eskalation des Antisemitismus.

Die Einweihung der Synagoge im August 1822 durch den Münsteraner Rabbiner Abraham Sutro stand im Zeichen der jüdischen Emanzipation in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Erstmals machte die gesetzliche Gleichstellung Juden zu Staatsbürgern mit allen zugehörigen Rechten. Die strenge Regulierung der Ansiedlung jüdischer Familien (in Soest waren es ab dem 16. Jahrhundert gerade einmal zwei Familien gewesen) wurde aufgehoben. Die jüdische Gemeinde Soests wuchs so im Laufe des 19. Jahrhunderts von 18 auf 292 Mitglieder. 1822 wurden die Synagoge und Schule gebaut. Der Ort für Gottesdienste und religiöse Bildung wurde damit vom Privathaushalt der Familie Stern in der Thomästraße 22 in offizielle Gemeinderäume verlegt und damit zum sichtbaren Teil der städtischen Infrastruktur.

Über 100 Jahre später, 1930, blickte der Rabbiner Sally Katzenstein im „Heimatkalender“ der Soester Kreisverwaltung auf die bewegte Geschichte seiner Gemeinde zurück. Er wurde hier noch selbstverständlich als ein den „heimischen Schriftstellern und Künstlern“ zugehöriger Autor und Gewährsmann der jüdischen Gemeinde als Teil der städtischen Kultur betrachtet. Katzenstein selbst sah die Synagoge und ihren Bau im „vorwestfälischen“ Architekturstil als Zeichen gewachsener Verbundenheit der Gemeindemitglieder zu ihrer „Soester Vaterstadt“. Eine Bronzetafel in der Synagoge in Erinnerung an die acht im Ersten Weltkrieg gefallenen Gemeindemitglieder bezeugte nach Katzenstein ebenso die Verbundenheit der Soester Juden zum „Vaterland“. 57 Soester Juden, darunter viele Freiwillige, kämpften im Weltkrieg. Nur drei Jahre vor der nationalsozialistischen Machteroberung konstatierte Katzenstein die Integration der jüdischen Bevölkerung in ihre Stadt und ihren Staat. Schon wenige Jahre später wurde offenbar, dass die beschworene Normalität nicht hielt. Das zeigte die Zerstörung der Synagoge und auch Sally Katzensteins persönliches Schicksal. Nur vier Jahre nach seinem Beitrag wurde er von den Nazis aus seinem Dienst als Rabbiner und Schulleiter entlassen. 1943 wurde er nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet.

„Kernstück der gesamten Gesundheitsvorsorge“? Kinderkuren in Bad Sassendorf nach 1945

Während in den 1950er-Jahren Kindererholungskuren noch unhinterfragt als „Kernstück“ der Gesundheitsfürsorge gesehen wurden, haben die oft negativen, teils traumatischen Erlebnisse zahlreicher „Verschickungskinder“ in den letzten Jahren diese Sicht infrage gestellt und die gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt. Der Vortrag der Historikerin Dr. Lena Krull stellt erste Forschungsergebnisse zu Bad Sassendorf vor, die in einem Kooperationsprojekt mit den „Westfälischen Salzwelten“ entstanden sind, und ordnet das Beispiel überregional ein. Wie in anderen Solebädern am Hellweg richteten in Sassendorf verschiedene Träger Kinderkurheime ein, sodass in den 1950er-Jahren über 5.000 Kinder pro Jahr den Ort besuchten.

Referentin: Dr. Lena Krull, Münster

Fragen und Anmerkungen zum Vortrag und zu den Einrichtungen in Bad Sassendorf können gerne in den Kommentaren auf dieser Seite gestellt werden. Darüber hinausgehende Informationen und Vernetzungsmöglichkeiten finden Betroffene bei der Initiative Verschickungskinder, z. B. über die Landeskoordination NRW.