„Kernstück der gesamten Gesundheitsvorsorge“? Kinderkuren in Bad Sassendorf nach 1945

Während in den 1950er-Jahren Kindererholungskuren noch unhinterfragt als „Kernstück“ der Gesundheitsfürsorge gesehen wurden, haben die oft negativen, teils traumatischen Erlebnisse zahlreicher „Verschickungskinder“ in den letzten Jahren diese Sicht infrage gestellt und die gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt. Der Vortrag der Historikerin Dr. Lena Krull stellt erste Forschungsergebnisse zu Bad Sassendorf vor, die in einem Kooperationsprojekt mit den „Westfälischen Salzwelten“ entstanden sind, und ordnet das Beispiel überregional ein. Wie in anderen Solebädern am Hellweg richteten in Sassendorf verschiedene Träger Kinderkurheime ein, sodass in den 1950er-Jahren über 5.000 Kinder pro Jahr den Ort besuchten.

Referentin: Dr. Lena Krull, Münster

Fragen und Anmerkungen zum Vortrag und zu den Einrichtungen in Bad Sassendorf können gerne in den Kommentaren auf dieser Seite gestellt werden. Darüber hinausgehende Informationen und Vernetzungsmöglichkeiten finden Betroffene bei der Initiative Verschickungskinder, z. B. über die Landeskoordination NRW.

7 Gedanken zu „„Kernstück der gesamten Gesundheitsvorsorge“? Kinderkuren in Bad Sassendorf nach 1945“

    1. Liebe Frau Mandos,
      wie im Vortrag kurz erwähnt gibt es aus dem Haus Hamburg Zeitzeugen-Berichte über sexuellen Missbrauch. Vgl. hierzu auch die Stellungnahme der DAK: https://www.dak.de/dak/bundesthemen/gemeinsame-stellungnahme-2390496.html#/
      Da das Haus Hamburg ab 1960 als Kindersolekurheim geführt wurde, gehörten akut tuberkulosekranke Kinder eigentlich nicht zur Zielgruppe der Einrichtung (Fehldiagnosen sind natürlich möglich). Über spezielle TBC-Kuren ist mir daher aus den Akten nichts bekannt. Für die Kinderheilanstalt kenne ich bislang keine Berichte über sexuelle Übergriffe durch das Personal.

    1. Hallo zusammen!
      Durch einen Nachlass habe ich jetzt erst den konkreten Ort meiner angeblich ca. einjährigen(?) „Tuberkulose-Nachkur“, nämlich das „Haus Hamburg“ in Bad Sassendorf, erfahren.
      Ich war zumindest im März 1955 dort.
      Ich selbst habe kaum und dann nur sehr schemenhafte Erinnerungen an diese Zeit. Hin- und Rückreise mit dem Zug fehlen komplett. Die Erinnerung setzt erst wieder ein, nachdem ich zuhause war. Auch Erzählungen meiner Eltern waren mir da nur begrenzt hilfreich, da sie kaum Einblick in die Abläufe des Heimes hatten.
      So gab es z. B. nur eine Stunde Besuch pro Monat und dies noch getrennt durch grosse Glasscheiben, also ohne direkten „Körper“-Kontakt. Meine Eltern haben mich dann letzlich gegen den „ärztlichen“ Rat und auf eigene Verantwortung aus dem Heim geholt.
      Kann mir jemand Hinweise geben, wie ich weiter vorgehen könnte, mehr aus dieser Zeit in dem Heim zu erfahren? Gibt es vielleicht eine Betroffenengruppe o.ä. aus dieser Zeitspanne?
      Die bisherigen Erfahrungsberichte, die ich lesen könnte, liegen deutlich später. Die App „Salzwelten“ gibt mir da auch einen eher zusammenfassenden Eindruck der Verschickungsgeschichte an sich.
      Danke im Voraus

      1. Sehr geehrter Hardy,

        Von Frau Jeannette Metz der Bad Sassendorfer „Salzwelten“ habe ich folgende Links erhalten, die Ihnen vielleicht weiterhelfen könnten:
        https://verschickungsheime.de/wp-content/uploads/2022/10/NRW-HOKs-001.pdf (Heimkoordinatorin für Bad Sassendorf ist Frau Isabelle Nünninghoff)

        Über die Seite der Bundesinitiative können die Vorträge der Tagung in Bad Sassendorf heruntergeladen werden. Auch der Vortrag von Prof. Dr. Schmuhl ist dort verfügbar.

        https://verschickungsheime.de/vortraege-kongress-2022/

        Im Kreisarchiv gibt es eine schmale Akte zur Heimaufsicht, in der sich zwischen den Zeilen viel verbirgt, doch zu den Patient*innen selbst finden sich dort keine Informationen.

        Hoffentlich werden Sie noch fündig! Beste Grüße,

        Günter Kükenshöner

        1. Sehr geehrter Herr Kükenshöner,
          Danke für ihre Hilfe und Anregungen. Ich konnte mir jetzt schon ein etwas genaueres Bild machen, muss da aber wohl noch etwas tiefer einsteigen.
          Viele Grüsse nach Soest
          Hardy

          1. Als kleiner Nachtrag: 2023 ist eine umfangreiche Studie von zu den DAK-Kinderkuren erschienen, die auch das „Haus Hamburg“ thematisiert: Hans-Walter Schmuhl, Kur oder Verschickung? Die Kinderkuren der DAK zwischen Anspruch und Wirklichkeit, München/Hamburg 2023.

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