Vereinsgeschichte

Der folgende Überblick über die Vereinsgeschichte entstand anlässlich des Vereinsjubiläums im Jahr 2006.

Ilse Maas-Steinhoff, Walter Melzer, Norbert Wex, Ulrich Löer und Ulrike Sasse-Voswinkel
125 Jahre Geschichtsverein Soest: Ein Verein und eine Stadt

Inhalt
1. Hotel Voswinckel
2. Die Gründung des Vereins
3. Familie Lentze-Schwartz
4. Vom Ausgraben großer Vergangenheit
5. Sammeln Soester Altertümer – Geschichts- und Heimatverein als Keimzelle des Burghofmuseums
6. Osthofentor
7. Auf den Spuren von Mönchen und Nonnen 
8. Jüdische Nachbarn
9. Vom Ausgräber großer Vergangenheit zum Kulturträger in Soest

1. Hotel Voswinckel
War er das Vorzeichen, dass man der Soester Geschichte tief auf den Grund zu gehen gedachte?
Die Anfänge des Soester Geschichtsvereins bewachte ein Schwan. Der Wasservogel zeigt sich bis heute in einem Schmuckwappen an der Front des Hauses Marktstraße 2, in dem die erste Vereinsstunde schlug. Es bezeugt die Herrschaft der Herzöge von Kleve-Mark und erinnert an die Zeit, als sie die Landesherren der Stadt Soest waren. Man sieht Herzog Wilhelm den Reichen förmlich vor sich, wie er im Spätherbst 1548 mit prunkvollem Gefolge in die Stadt einreitet und im benachbarten Haus des Patriziers Anton von Klocke Wohnung nimmt. Man hätte sich kein geeigneteres „Geburtshaus“ für den Geschichtsverein denken können als besagtes Gebäude, das Hotel Voswinckel, an der Ecke zur Nöttenstraße, gegenüber dem Pumpernickel-Stammhaus. 
Der stattliche Eckbau erlebte eine wechselvolle Geschichte mit vielen Umbauten. Im 16. Jahrhundert weiß man ihn unter dem Namen „steinerne Säule“ zu finden. Während der Barockzeit steht er als Weinhaus im Kataster und als Eigentum der Familie Stute. Daran erinnert noch das rückwärtig am Steingraben gelegene kleine Lusthaus mit dem entsprechenden Wappen. Für kurze Zeit ist es im Marquardschen Besitz, und 1819 kauft es schließlich der Gründer des Hotels, der Gastwirt Heinrich Balthasar Leopold Voswinckel. Er bezahlt den hohen Preis von 6800 Talern.
Bald darauf nannte man das Haus im Volksmund auch den „Dudelsack“, nach einer kleinen Figur, die oberhalb des ersten Arkadenbogens an der Nöttenstraße auf die Passanten herabblickt. Später wurde es unter dem Beinamen „Hotel Steckrübe“ als Treffpunkt der Bördelandwirte bekannt. Diese Verbindung zum Umland passte ebenfalls sehr gut zum Zweck des Vereins, denn als man hier an der westlichen Marktecke am 7. Februar 1881 zur Gründung zusammenkam, bezog der Name auch die Dörfer mit ein: „Verein für die Geschichte von Soest und der Börde“. Der Neuling gehörte unter seinesgleichen den „geburtenstarken Jahrgängen“ an, denn nun entstanden allüberall vergleichbare Vereine. Er schloss sich 1973 mit dem Heimatverein zusammen, der 1904 gegründet worden war.
Immerhin gab es in Soest seit 1794 einen Vorläufer, von dem Großrichter Reinhard Friedrich Terlinden gegründet, einem einflussreichen Mann mit Sinn für das kulturelle Erbe der Stadt, der für kurze Zeit den wunderbaren ehemaligen Patrizierbau des heutigen Stadtarchivs besaß.
Das Hotel bestand bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf Betreiben des damaligen Vorsitzenden des Geschichtsvereins, Senator Hubertus Schwartz, erhielt es nach 1945 Arkaden, und 1952 wurde es zu einem Geschäftshaus von Grund auf innen umgebaut. Der klevische Wappenschmuck ist noch heute am Haus zu sehen, wenn auch an anderer Stelle. 

Als die hiesigen Geschichtsfreunde im September 1890 erstmals einen namhaften auswärtigen historischen Verein zu Besuch bekamen, arrangierte man am Abend eine „Illumination am Großen Teich“. Auch jetzt spielte der Wasservogel der ersten Stunde eine Rolle, denn während des Schauspiels, so die Protokolle, „zogen die stolzen Schwäne still und leise verwundert über solches Tun ihre Furchen“. Wen wundert’s, denn bis zur Jahrhundertwende gab es für sie selten mehr als die große Wäsche der Soester Familien zu bestaunen, die ihnen um die Schwimmflossen gezogen wurde.
Über hundert Jahre später, im Jahre 2003, sollten schließlich die Höckerschwäne in mehreren dramatischen Aktionen generell vom Großen Teich fortgeschafft werden. In diesem einen Fall zeigte sich der Verein vergesslich. Seinen reichen Bezügen zu dem Gründeltier zum Trotz erhob er gegen den Abtransport keine Einwände.
Auswärtige Gäste empfing man indessen später zwar schlichter, doch die Vortragstermine des Vereins führten Dozenten aus ganz Deutschland und dem Ausland hierher, seit der Wiedervereinigung besteht auch Kontakt zu den Geschichtsfreunden in Herzberg.

2. Die Gründung des Vereins
Geschichte hat es in sich im Februar 1881. Ende des Monats wird sich Kaiserenkel Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm II., mit Prinzessin Auguste Victoria zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg vermählen. Auch in unserer Stadt, wo die Hohenzollern 1875 die Türme der Wiesenkirche fertig stellen ließen, nimmt man regen Anteil und sendet Geschenke. 
Die vorderen Soester Zeitungsseiten des Frühjahrs 1881 wittern eine neue Zeit. „Die künftige Reform des Geschäftslebens durch das Telephon“ beschäftigt sie. Berlin hat bereits fast fünfzig Anschlüsse. Vom Ausland dringen Besorgnis erregende Dinge herüber. Man konstatiert „die immer mehr wachsende Auswanderung“ nach Amerika und schildert Verwunderliches aus Paris, wo zwei weibliche Ärzte auf die Menschheit losgelassen werden. 
Weiter hinten, unter „Provinzielles und Vermischtes“, neben „Beobachtungen an der Wettersäule“ (10 Uhr morgens: wenig Wolken) findet sich im Lokalblatt am 4. Februar ein „Eingesandt“: 
„Es hat unserer Stadt nie an Männern gefehlt, die mit besonderer Vorliebe sich in das Studium der Vergangenheit ihrer Vaterstadt vertieften. Denn selten bietet eine Stadt dem Forscher so viel Reiz als Soest, welches sowohl durch sein reiches inneres Leben, als …(auch) nach außen imponierend in der Geschichte dasteht …“ Es folgt in gedrechselten Sätzen ein Appell zur Gründung des Geschichtsvereins. Man will dafür sorgen, „das Vergangene nicht vergangen sein zu lassen, sondern dasselbe der Gegenwart genießbar darzubieten und liebevoll der Zukunft zu überliefern.“ 
Drei Tage danach, am 7. Februar 1881, kommt man im Saal des Hotels Voswinckel am Markt zur konstituierenden Sitzung zusammen. Den Vorsitz übernimmt bis 1892 der Geheime Justizrat Johann Friedrich Karl Lentze, mit ihm gehören Baumeister Albert von Viebahn, der Direktor des Archigymnasiums Prof. Dr. Karl Goebel, der Landrat des Kreises Soest, Florens von Bockum- Dolffs, Hohnepfarrer Karl Josephson, Landesökonomierat Schulze-Henne und Gymnasialprofessor Eduard Vogeler dem Vorstand an. Vogeler ist Autor der ersten „Soester Zeitschrift“, die im Oktober 1882 erscheint und bleibt in den nächsten drei Jahrzehnten nahezu alleiniger Verfasser ihrer Beiträge. Inzwischen gibt es den 117. Band.
Der erste weibliche Name im Vorstandsgremium lässt noch ein Weilchen auf sich warten. Am 19. Oktober 1942 wird „Fräulein Studienrätin Maria Frahne vom Oberlyzeum“ dort aufgenommen. Eine andere Frau sollte den Verein und die Soester Geschichtsschreibung später in ganz anderer Weise prägen: Marga Koske. „Ihr“ Bördekataster, ihre Schriften sind Standard in vielen Haushalten 
Der junge Verein kommt schnell in Schwung. Im Sommer des Jahres 1881 zählt er schon 170 Mitglieder (heute sind es 770), und 45 finden sich zur ersten Mitgliederversammlung am 13. Juni 1881 ein. 
Aufgabe des Vereins soll es sein, die Forschungen über die Geschichte der Stadt Soest und der Börde zu fördern und die Kunde derselben zu verbreiten. Man hat vor, zwei Sammlungen anzulegen, eine Bibliothek handschriftlicher und gedruckter Werke und einen Fundus von Denkmälern aller Art zu sammeln und auszustellen. Nach dem siegreichen Kampf gegen Frankreich und nach der Reichseinigung ist deutsche Geschichte im Aufwind: Im menschlichen Geschick sieht man ein „Sichsteigern der sittlichen Welt“, das man erforschen und verstehen will (Meyers Konversationslexikon von 1876). Als der neue Soester Geschichtsverein seine Satzung erhält, wird Ehrenmitglied, „wer sich um die vaterländische Geschichte verdient gemacht hat“.
Der Bericht über die erste Mitgliederversammlung des Geschichtsvereins vor 125 Jahren endet so: „Wünschen wir demselben ein fortgesetztes, warmes Interesse und ein weiteres fröhliches Wachstum!“

3. Familie Lentze-Schwartz
„Wir geben dem jetzigen Magistrat unser allerhöchstes Missfallen kund über seine bisherige Verwaltung des Stadtwesens.“ Das teilt im Juni 1751 der preußische König Friedrich II. den altehrwürdigen Soester Ratsmitgliedern mit – und „dass sie sämtlich ihrer Dienste gänzlich entlassen sind“.
Ein königlicher Federstrich durch ein Jahrhunderte altes Recht der Stadt Soest! Von nun an sollen Beamte von außen das Sagen bekommen mit einem Stadtpräsidenten an der Spitze. Für diese Aufgabe verschlägt es den Juristen Johann Ludwig Lentze (1704-1772), schon nicht mehr ganz junger Spross einer altmärkischen Theologenfamilie, ins Westfälische. Er wird Stammvater einer „Dynastie“ der Soester Stadtgeschichte. Sein Urenkel wird hundertfünfzig Jahre später der Gründungsvorsitzende des Geschichtsvereins.
Der frisch eingesetzte Stadtregent von Friedrichs Gnaden kauft sich als Wohnsitz „Lentzes Platz“ an der heutigen Lentzestraße bei der Hohnekirche. In der Rolle des „neuen Besens“ wird er bald untauglich: Schon ein Jahr nach Amtsantritt heiratet er in die alten Soester Ratsfamilien ein. So muss er bald mit der Stelle des zweiten Mannes vorlieb nehmen. Ihn erwartet im übrigen die schlimme Zeit des Siebenjährigen Krieges mit fünfmaliger Geiselhaft bei den Franzosen! Wie später auch seinen Sohn bestattet man ihn nach seinem Tod 1772 in seiner Kirche, der Überlieferung nach mitten in der Nacht. Im Fußboden unter dem Engelreigen findet man noch beider Namen bewahrt.
Aus der Enkelgeneration ragt Carl Lentze hervor (1801-1883). Er macht sich als Erbauer der seinerzeit größten Eisenbahnbrücke Europas einen Namen, die 30 km südlich von Danzig über die Weichsel führte. Als erster Viadukt von Bestand über den eisreichen Fluss gilt sie als Meilenstein in der Entwicklung des Ingenieurbaus. Das Bauwerk ist aber auch von besonderem historischen Interesse. Bereits in den ersten Minuten des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 wurde an seiner östlichen Seite gekämpft. Begann der Zweite Weltkrieg an dieser Dirschauer Brücke und nicht an der Westerplatte vor Danzig?
Anfang des 19. Jahrhunderts erben die Lentzes durch Heirat das geschichtsträchtige Gut Ardey am Ölmüllerweg. Dort lebt seit 1825 Carls älterer Bruder Friedrich Christoph Conrad Lentze, Vater unseres Vereinsgründers, als Rechtsanwalt und Notar. In dessen Auftrag gestaltet Carl das Anwesen als klassizistisch-biedermeierliche Vierflügelanlage um. Er sammelt auch Bauplastiken der abgebrochenen Georgskirche auf dem heimischen Gartengelände, das nach dem Vorbild der Pückler-Muskauschen Parkanlagen angelegt war. Später kommen die geretteten Stücke ans Burghofmuseum.
Auf Gut Ardey wächst unser Vereinsgründer auf: Johann Friedrich Karl Lentze, 1819 in Schwelm geboren, Urenkel des ersten Soester Stadtpräsidenten. Friedrich Lentze legt sein Abitur am Archigymnasium ab und studiert in Berlin und Bonn Jura, nun in der vierten Generation. Nach dem Tod des Vaters beendet er eine richterliche Laufbahn und übernimmt dessen Soester Anwalts- und Notariatspraxis. Zum fünfzigjährigen Amtsjubiläum verleiht ihm Kaiser Wilhelm II. als Anerkennung seiner Fachkompetenz den seltenen Titel des Geheimen Rates. 
Kurz nachdem Gut Ardey in andere Hände gelangt war, kaufte er von dem Vater des Malers Otto Modersohn das Haus Nöttenstraße 30. Dort lebte er mit seiner Frau, einer Iserlohnerin und acht Kindern.
Eines wird später preußischer Finanzminister, auch andere erreichen hohe Positionen. 
Als langjähriger Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung führte Friedrich Lentze elf Jahre lang bis zu seinem Tod „mit großem Schwung“ (Köhn) den Geschichtsverein. Die Kirchenkunst lag ihm besonders am Herzen. Zu seiner Zeit wurden Wandgemälde in der Petri- und Hohnekirche freigelegt. Er habe die Entdeckungen, berichtet später der Schriftsteller Erwin Sylvanus, mit seinem Enkel an der Hand besichtigt, einem Jungen im Grundschulalter, dem späteren Senator Dr. Hubertus Schwartz. Diese Jugendeindrücke sollte Schwartz nicht vergessen: Er wusste aufgrund der Rundgänge mit seinem Großvater sehr genau zu sagen, wo man inzwischen wieder überdeckte Wandmalereien finden konnte Von seinem Großvater erbte er das ehemalige Modersohn-Haus und auch die Liebe zur Soester Kunst. So verstand es sich fast von selbst, dass auch er, Senator a. D. Dr. D. h. c. Dr. Hubertus Schwartz, Vorsitzender des Geschichtsvereins wurde, und zwar von 1933-1958, als siebter in ihrer Reihe. Seine Liebe zur Geschichte hatte einst sein Geschichtslehrer Professor Eduard Vogeler zu fördern verstanden, sein Vor-Vor-Vor-Vor-Vorgänger in diesem Amt.

4. Vom Ausgraben großer Vergangenheit
Die Gründerväter des Soester Geschichtsvereins schrieben sich nicht nur in die Statuten, Forschungen über die Geschichte der Stadt und der Börde zu fördern und zu verbreiten, sondern sie wollten auch eine Sammlung von Altertümern anlegen. So ist es nicht verwunderlich, dass gleich die ersten Ausgaben der „Soester Zeitschrift“ von „Ausgrabungen“ berichten und die Ergebnisse wiedergeben. Wichtig dabei ist, dass der neu gegründete Verein sofort Grabungen wie etwa 1881 am Hinderking, der Lohner Warte oder 1884 am Hohen Hospital selbst durchführte und finanzierte. Kein Denkmalschutzgesetz hinderte den Forscherdrang, an den besonders geschichtsträchtigen Orten der Soester Geschichte tätig zu werden. Es waren wieder die Mitglieder der ersten Stunde, wie der Geheime Justizrat Lentze, der Gymnasialprofessor Vogeler, der Baumeister von Viebahn oder der Mediziner Dörrenberg, die diese Aufgabe und zumeist auch die Spaten anpackten. 
Das Vorlegen einer „Grabungsdokumentation“ in Verbindung mit der archivalischen Überlieferung war für die Beteiligten genauso wichtig wie die Wiedergabe von alten Berichten über Bodenfunde aus der Gegend. Heute sind diese Berichte eine unverzichtbare Quelle bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung der archäologischen Fundstellen im Kreis Soest und liefern oft detailreiche Informationen oder Ergänzungen zu aktuellen Grabungsergebnissen.
So staunt der Archäologe heute über die Fülle der berichteten Fundstücke und Fundstellen. Es stimmt aber auch traurig, wenn man liest, wie leichtfertig, natürlich zumeist unwissentlich, archäologische Befunde zerstört wurden. So wurden z. B. Hölzer aus einem germanischen Quellheiligtum, das erst 100 Jahre später als solches erkannt wurde, zu Möbeln verarbeitet, Keramikgefäße zerschlagen, weil man Schätze darin vermutete, oder ein offenbar vollständig erhaltenes, ca. 15 m langes Kollektivgrab der Jungsteinzeit zwischen Lohne und Schmerlecke zerstört. Der Geschichtsverein versuchte durch Nachgrabungen noch die letzten Spuren für die Nachwelt zu sichern. Und ein Zitat von Eduard Vogeler aus der ersten Soester Zeitschrift könnte auch einem modernen Denkmalschutzgesetz entstammen: “Möge nur den Findern das Verständniß nicht fehlen, und möge immer allgemeiner die Überzeugung Platz greifen, dass auch anscheinend noch so werthlose unbedeutende Dinge für die Wissenschaft einen hohen Werth besitzen können.“
Von Beginn an wurde so durch den Verein eine archäologische Sammlung aufgebaut, die ab dem Jahre 1909 mit der Eröffnung des Burghofmuseums auch dort präsentiert wurde. Es sollte aber noch einige Jahrzehnte dauern, bis die Grabungsaktivitäten des Geschichtsvereins durch professionelle Archäologen unterstützt wurden. Das allmähliche Bestreben, auch den Schutz von Bodendenkmälern zu fördern, führte 1914 zur Verabschiedung des „Preußischen Ausgrabungsgesetzes“. Staatliche „Vertrauensleute für kulturgeschichtliche Bodendenkmäler“ und ein Netz von „Pflegern“ kümmerten sich weiterhin ehrenamtlich in den Kommunen um die archäologischen Fundstellen. Erst mit August Stieren betrat ab 1925 ein studierter Archäologe die Bühne Westfalens, der 1934 auch die Leitung des neugegründeten „Landesmuseums für Vor- und Frühgeschichte“ in Münster übernahm. In Soest ist er durch seine Ausgrabungen am „Lübecker Ring“ unvergessen. Die Aufdeckung des bedeutendsten frühmittelalterlichen Gräberfeldes Westfalens mit über 200, z. T. reich ausgestatteten Bestattungen des 6.-8. Jahrhunderts wurde durch den Soester Geschichtsverein unterstützt. Eine Unterstützung, die auch späteren Ausgräbern in Soest immer zuteil wurde. Hans Beck und Anton Doms in den 1960er und 70er Jahren konnten genauso auf den Verein zählen wie Gabriele Isenberg bei ihren Grabungen der 80er Jahre, wie etwa am Kohlbrink bei der Entdeckung der Soester Saline. Und nicht zuletzt ist die 1990 ins Leben gerufene Soester Stadtarchäologie dankbar für die Hilfe und den Zuspruch, den sie von Seiten des Soester Geschichtsvereins erfährt.

5. Sammeln Soester Altertümer – Geschichts- und Heimatverein als Keimzelle des Burghofmuseums
„Forschungen über die Geschichte“: Das war der Zweck des Soester Geschichtsvereins schon in seiner Gründungssatzung 1881. Schnell und erfolgreich kam er dieser Verpflichtung nach. Ein zweiter Vereinszweck führte hingegen ein Schattensein: Die Sammlung von „Denkmälern des Alterthums“ wollte so recht nicht in Gang kommen. Darüber konnte auch ein Kupferstich Heinrich Aldegrevers im Vereinsbesitz nicht hinwegtäuschen – immerhin der einzige um 1900 in Soest verfügbare Stich des berühmten Meisters. 
Es bedurfte einer zweiten Vereinsgründung, um eine wirkungsvolle Sammlungstätigkeit zu entfalten. Seit dem 6. Mai 1904 ergänzte der Verein „Heimatpflege“ den eher wissenschaftlich orientierten Geschichtsverein. Seine bevölkerungsnahe Ausrichtung und sein Bemühen um Anschaulichkeit und Vermittlung machten ihn schnell populär. Von Beginn an verstanden sich beide Vereine als Partner und schon früh strebten sie den Zusammenschluss an. Für Soester Verhältnisse muss man die Verwirklichung der Fusion am 25. Januar 1973 – nach nicht einmal siebzig Jahren – als zügig beurteilen.
Auch wenn der Ältere manches Wertvolle beitrug – es war der jüngere Verein, der zum Museumsgründer wurde. Die Präsentation der Kulturgüter war ihm genauso wichtig wie das Sammeln selbst, und mit großer Zähigkeit nahm er sich Zug um Zug vom Burghof Besitz. Das war nicht leicht. Das wertvolle Gebäudeensemble gehörte inzwischen dem Postsekretär a. D. Wilhelm Asheuer, der es zu Mietwohnungen umgebaut und schwer geschädigt hatte. Zunächst gelang 1905 der Kauf des Romanischen Hauses, finanziert durch Kultusminister, Provinz und Stadt. Die Sammlung war nun notdürftig untergebracht. Der Verein aber drängte die Stadt zum Kauf des ganzen Burghofs. Einen wichtigen Impuls für das Museumsprojekt bewirkte die Ausstellung von „Kulturgebrauchsgegenständen“, die 1905 im Blauen Saal des Rathauses stattfand. Viele der von Bürgern dafür geliehenen Exponate wurden anschließend der Sammlung gestiftet. Das außerordentliche Interesse an der Ausstellung untermauerte den verbreiteten Wunsch nach einem heimatgeschichtlichen Museum.
Einhellige Begeisterung löste der Heimatverein aber nicht aus. Auch die Gegner des Museums formierten sich. Im kommunalen Wahlkampf des Jahres 1906 gehörte die Museumsfrage zu den heißen politischen Themen, und in der Lokalpresse bekämpften sich die Leserbriefschreiber, mit sich verschärfender Tonlage. Skeptiker wurden als „notorische Querulanten“ gescholten, die „alles und alles, was gemacht wird, meinen kritisieren zu müssen“. Besonders hart ging man mit den eigenen Vereinsmitgliedern um, die sich als Gegner eines – kostenaufwändigen – Museums bekannten: Es wäre „für sie und den Verein besser, sie ließen sich von der Mitgliederliste streichen und mit einem Mühlstein am Halse in den großen Teich versenken“. Tatsächlich trafen diese Gegner die Soester Geschichts- und Heimatfreunde aber auch zutiefst, wenn sie in der Presse ihre Überzeugung kundtaten: „Der Burghof läuft uns nicht fort und wird das hierfür geforderte städtische Geld viel besser für die Abtragung des Walls… verwandt, wodurch wir der Stadt und ihrer Entwicklung sehr nützen können… und will man sogar die Wälle als wertvolle Altertümer erklären, welche erhalten werden müssen.“ Ein paar Fotos, im Romanischen Haus aufgehängt, würden als „bleibende Erinnerung“ völlig genügen.
Es ist dem segensreichen Wirken beider historischen Vereine zu danken, dass wir uns heute über die verbliebenen Wälle und das Burghofmuseum freuen können. Schon 1909 mietete der Heimatverein von Postsekretär Asheuer den Rittersaal als Ausstellungsraum an. Am 13. Oktober konnte Vorstandsmitglied Adolf Clarenbach das Burghofmuseum feierlich eröffnen. Nach weiterem Drängen gelang zwei Jahre später der Ankauf des Burghofs durch die Stadt. Erneut hatten Staat und Provinz wesentlich zur Finanzierung beigetragen.
In den nächsten Jahrzehnten wuchsen Museum und Sammlung an. Besonderes Augenmerk galt der Aldegreversammlung. Beide Vereine ergänzten sich bei den Ankäufen und erreichten den fast vollständigen Bestand der knapp 300 Stiche des Meisters. Auch bei der Betreuung und Leitung des Museums teilten sich Geschichts- und Heimatverein die – ehrenamtliche – Arbeit. Als 1936 Richard Jüsten erster hauptamtlicher Stadtarchivar wurde, verwaltete er das Museum in Personalunion mit. Leiter aber blieb von 1935 bis 1955 Senator a. D. Hubertus Schwartz, Vorsitzender des Geschichtsverein und herausragende Persönlichkeit der Soester Geschichtspflege. Bis 1990 blieb es so: Die – seit 1973 zusammengeschlossenen – Soester Geschichtsvereine führten das Museum. Erst mit Reimer Möller bestellte die Stadt einen hauptamtlichen Leiter; aber auch der gehörte selbstverständlich dem Vorstand des Vereins für Geschichte und Heimatpflege Soest e. V. an. 
Noch drei Jahre dauert es, dann kann Soest sein Museum und „seinen“ Verein ein weiteres Mal feiern: Am 13.10.2009 wird das Burghofmuseum 100 Jahre alt.

6. Osthofentor
Seit der ersten Mitgliederversammlung sollte das Osthofentor das Augenmerk des Geschichtsvereins immer wieder neu auf sich ziehen. Zur selben Zeit versuchte Friedrich Lentze in seiner „Doppelrolle“ als Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung und des jungen Vereins in einem Rechtsstreit zu vermitteln, dessen Ergebnis hundert Jahre später mit dem Tor zu tun bekommen sollte.
Es ging um eine Auseinandersetzung zwischen dem Magistrat der Stadt Soest und der Patrokligemeinde um dreißigtausend Pfeile und Armbrustbolzen aus dem 13.-16. Jahrhundert in der Rüstkammer des Domturms. Vier Jahre lang wurde vor allen gerichtlichen Instanzen gekämpft, bis schließlich die Kommune gewann. So holte man die nostalgischen Geschosse im November 1884 von außen über Leitern aus dem Domturm heraus, der freie Zugang war verwehrt. Sie landeten im Bibliothekszimmer des Archivs, wo sie sich den zwischen Buchdeckeln gesammelten geistigen Speerspitzen vergangener Jahrhunderte hinzugesellen konnten.
Dem mittelalterlichen Waffenarsenal ähnlich durchlief auch das Oshofentor selbst eine wechselvolle Geschichte. Meister Porphyrius aus dem hessischen Neukirchen im Knüllgebirge erbaute es 1523-26 als schwer einnehmbare spätgotische Torburg mit Zwinger und Außentor, die auch Geschützen standhalten sollte. Doch der Soester Rat verriegelte das schwere Fallgitter auch schon mal, wenn es wie in der Reformationszeit innerhalb der Stadt zu Tumulten kam.
Erstmals gelang es den Spaniern im Jahre 1616, Tor und Stadt einzunehmen. Mit der Zeit verloren immer mehr Bestandteile des Portals ihre spezifische wehrhafte Aufgabe, bis es sogar so weit kam, dass der Rat in der Severinskapelle im Torbereich Kanonenkugeln gießen ließ. Heute sind an etwa gleicher Stelle Matratzen zu haben. 
Nur aufgrund des Einspruchs von höherer Stelle blieb das Osthofentor vom Abriss verschont. Wer sich ihm zur Zeit der Gründung des Geschichtsvereins näherte, fand eine ganz andere Szene vor als heute. Es trug von 1837 bis 1905 ein flaches Notdach, eine der beiden Mauerflanken neben dem Durchlass stand noch. Der Wall schloss sich noch direkt an, wenn auch bereits ein Stück geschleift. Erst 1890 würde er nach Norden zu ganz beseitigt sein.
Der etwas erhöhten Lage wegen wollte man 1885 aus dem repräsentativen gotischen Portal einen Wasser-Ausgleichsbehälter machen. Die Aufsichtsbehörde erhob Einspruch, so rückte von 1887 bis 1920 ein Wasserturm in seiner unmittelbare Nachbarschaft. 
Mitten im Autoverkehr wirkt das Osthofentor heute ein wenig wie ein gestrandeter Großsegler, – Relikt aus anderer Zeit und seines Sinns beraubt. Ende der siebziger Jahre wollte der Geschichtsverein den Platz rundherum städtebaulich ansprechender gestalten. Er reichte dem Bauamt Pläne ein, dem Tor nach Norden hin ein getrepptes Stück Wallmauer wieder anzufügen. Der hohen Baukosten wegen bot man sogar „Hand- und Spanndienste“ der Mitglieder an! (Fern die Zeiten, da die Bördedörfer den Soester Bürgern zu solchen Diensten verpflichtet waren…!)
Doch was tun mit seinen Innenräumen? Schon 1881 regte der Vorstand den Ausbau an, und 1915 veranlasste er, ein „Kriegsmuseum“ im Innern anzulegen. Es bestand bis 1945. Nach der Beschädigung im Krieg und einer anschließenden Übergangszeit fiel das Tor 1959 in einen jahrzehntelangen Dornröschenschlaf. 
Dann näherte sich das hundertjährige Vereinsjubiläum. Bestärkt durch eine erfolgreiche Spendensammlung für die Renovierung des Freiligrathbrunnens planten Heinrich Hillebrand und der übrige damalige Vorstand 1976 ähnliche Aktionen zugunsten des Osthofentores. Man brachte 16.900 DM auf als kräftigen Zuschuss zu den Baukosten. So konnte nach dem 100. Vereinsjubiläum am 18. Dezember 1982 das Osthofentormuseum eingeweiht werden. Den Mittelpunkt bildet die raumhohe Schauvitrine mit den einst so umkämpften Armbrustpfeilen. Von dem Münsteraner Professor Dmitrij Werschbizkij zur Doppelhelix arrangiert, bietet die weltweit einmalige Sammlung nun eine besondere Augenweide: die Metamorphose eines Waffenarsenals zu einem Kunstobjekt. 

7. Auf den Spuren von Mönchen und Nonnen 
Vier riesige illuminierte Choralbücher aus dem Kloster Paradiese, im Zuge der Säkularisation nach Düsseldorf verschlagen, kehrten 1997 zur Ausstellung im Burghof nach Soest zurück. Fast 2000 Besucher strömten im kalten Dezember in das Kellergeschoss des Burghofs, um die kostbare Buchmalerei aus dem 14. Jahrhundert in Augenschein zu nehmen. Gemeinsam mit Einzelblättern aus dem Kloster Welver repräsentieren diese Pergamenthandschriften die Buchmalerei in westfälischen Frauenklöstern des 14. Jahrhunderts auf unerhörte Weise. In keinem anderen Frauenkloster Westfalens erleben wir Choralgesang und Buchmalerei in so dichter Form. In marginalen Skizzen haben sich die Nonnen von Paradiese selbst dargestellt und damit den heimischen Chorgesang andachtsvoll und mit leichtem Lächeln illustriert. Vermerke über die Stifter und Schreiber haben die Wissenschaft inzwischen in Soest ein Skriptorium vermuten lassen. In einem kunstvoll ausgestatteten Buch „Gotische Buchmalerei aus Westfalen“ hat der Geschichtsverein die Buchmalerei auch für die internationale Wissenschaft zugänglich gemacht.
Wofür sollte sich ein Geschichtsverein mehr engagieren als für ehemals blühende und vielfach aufgesuchte Räume? Georgskirche, Walburgisstift, Archigymnasium und Dominikanerkloster wurden der Spitzhacke und damit dem Zeitgeist geopfert. Eduard Vogeler, Schulmann am Archigymnasium und Gründungsmitglied des Vereins, entdeckte 1910 Grabinschriften des Walburgisstifts und publizierte sie in der Zeitschrift des Vereins. Schon 1894 hatte er hier über das Reformationsgeschehen bei den Stiftsdamen berichtet. Im Burghofmuseum holte man sich durch Kopien die Erinnerung an die goldenen Tafelbilder in Berliner Museen zurück.
Im Jahre 1994 stellte Marga Koske, fast vierzig Jahre Mitglied des Vorstands, die Klöster der Dominikaner und Minoriten und die Beginen im dreibändigen Westfälischen Klosterbuch der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vor. Welche Bauern der Börde den Klöstern Abgaben zu leisten hatten, wie die Klöster ihren Wirtschaftsbetrieb organisierten, wie sie ihre Kirchenräume für die Andacht suchenden Menschen ausstatten ließen, können Denkmalpfleger und Kunsthistoriker bei Marga Koske nachlesen.
Den Abbruch des Südflügels des Dominikanerklosters und den Neubau des Kaufhofs hat der Geschichtsverein 1976 nicht verhindern können. Doch die Gelehrsamkeit seiner Mönche, ablesbar in zahlreichen, 1944 in Münster verbrannten mittelalterlichen Handschriften, hat die Soester Zeitschrift des Geschichtsvereins durch Aufsätze 1972 und 1990 in der Fachwelt bekannt gemacht. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ließ die Soester Handschriftenfragmente erforschen und katalogmäßig dokumentieren. Hier fand sich auch die berühmte Rechtfertigungschrift Meister Eckharts.

8. Jüdische Nachbarn
So reiz- und ehrenvoll es ist, die ruhmreichen Zeiten unserer Stadt immer wieder neu zu erforschen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, so hat es sich der Heimat- und Geschichtsverein zur Aufgabe gesetzt, auch die dunklen Zeiten und die Schattenseiten unserer Stadtgeschichte zu beleuchten. 
Mit seiner Veröffentlichung über die jüdischen Mitbürger in Soest ist es gelungen, ein Kapitel aufzuschlagen, das für die Nachkriegsgeneration schon fast vergessen war. 
Wer kannte die Namen der jüdischen Familien, von denen einige über hundert Jahre in Soest gelebt hatten? Wer wusste, wo sich ihre Wohn- und Geschäftshäuser befunden hatten? Wer interessierte sich dafür, dass sie in allen Soester Vereinen vertreten waren, angefangen von der Gesellschaft Ressource, über Turnvereine, Gesangsvereine, den Geschichtsverein bis zu den Bürgerschützen?
Dank der jahrzehntelangen Erforschung der Schicksale der jüdischen Bürger dieser Stadt durch den früheren Stadtarchivar Dr. Köhn ist es möglich geworden, eine lebendige jüdische Gemeinde nachzuweisen, deren Mitglieder über die ganze Stadt verteilt waren. Zur Erinnerung an jüdische Nachbarn in Soest ist im Jahre 2001 die Publikation gleichen Titels entstanden, ein Stadtrundgang, zusammengestellt von Ulrike Sasse-Voswinckel und Gerhard Köhn im Auftrag des Vereins für Geschichte und Heimatpflege Soest. 
Niemand kann länger die Augen davor zumachen, dass die unfassbare Geschichte des Judentums unter der Nazi-Diktatur sich auch in dieser Stadt drastisch vollzogen hat.
Im Jahr 2004 beging der Geschichtsverein sein Sommerfest auf dem Gelände des ehemaligen Glühlampenwerks Merkur an der Niederbergheimer Straße. Bei dieser Gelegenheit wurde an die Gründer der über Stadt und Land hinaus bekannten Fabrik erinnert, die Brüder Sigmund und Julius Rosenthal. Als die Fabrik nach der Pogromnacht 1938 von der Gestapo beschlagnahmt wurde, emigrierte der damalige Inhaber Julius nach Basel. Er starb dort, nachdem er von seiner Ausbürgerung erfahren hatte. Sein Sohn floh mit seiner Mutter nach Tel Aviv. Nach seiner Rückkehr 1952 konnte er das Glühlampenwerk wieder übernehmen und führte es erfolgreich weiter. Bereits 1958 beschäftigte das Werk über 200 Mitarbeiter. Es existiert noch heute, allerdings nicht mehr in Soest, sondern in Zahna, Sachsen-Anhalt.
Wer mit offenen Augen durch die Soester Straßen geht, findet in den „Stolpersteinen“ ein Zeichen dafür, dass die Erinnerungsarbeit in dieser Stadt angenommen und weitergeführt wird. Ein Teil der gymnasialen Jugend in Verbindung mit spendenwilligen Bürgern dieser Stadt machte sich für die Verlegung der „Stolpersteine“ stark, die 2005 und 2006 in die Bürgersteige eingelassen wurden.

9. Vom Ausgräber großer Vergangenheit zum Kulturträger in Soest
Die vorangestellten acht kleinen Folgen wollten in Beispielen darüber berichten, wie untrennbar „Erinnerungsorte“ der Stadt, Kristallisationspunkte dessen, was die Soester zusammenhält, mit dem Verein verbunden sind. Zeigt er selbst inzwischen Züge eines solchen Gemeinschaftsfaktors? 
In den ersten Jahren griff man buchstäblich zum Spaten, um die große Vergangenheit der Stadt Soest zu ergründen, die, wie der Gründungsaufruf uns versichert, „imponierend in der Geschichte dasteht.“ Bekannte Soester Bürger setzten sich von Beginn an persönlich ein, allen voran Johann Friedrich Lentze, der erste 1. Vorsitzende des Vereins. Man organisierte selbstfinanzierte Grabungen als Grundstock einer Sammlung von „Alterthümern aller Art“. Im Jahre 1909 konnte dann das Museum im Burghof seine Pforte öffnen, ein Erfolg des 1973 integrierten Schwestervereins „Heimatpflege“. Jahrzehnte später gelang es durch das Engagement des Geschichtsvereins, das Osthofentormuseum zu errichten, ein Beispiel für das – nicht immer – erfolgreiche Bemühen um die historische Bausubstanz der Stadt und deren herausragende Denkmäler, zumal nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges. „Soest baut auf“ hieß damals die Notgemeinschaft, der auch der Geschichtsverein angehörte.
Was mit dem buchstäblichen Ausgraben der Vergangenheit begann, entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten zu einem reichen historischen Angebot. Vortragsabende mit anerkannten Fachleuten, eigene Ausstellungen wie das erfolgreiche Thema „Gotische Buchmalerei aus Westfalen“ im Jahr 1997. Eine Studienreise nach Santiago de Compostela krönt in diesem Jahr die traditionellen Wochenend- und Tagesfahrten zu ausgesuchten kulturhistorischen Zielen. Auch neue Aktionsformen wie die „Sommerfete“ sind inzwischen bereits erprobte Programmpunkte.
Vieles haben wir nicht aufgegriffen, woran sich etliche Soester noch genau erinnern werden: zum Beispiel den Kampf um die Soester Brunnen, um die Soestbach-Abdeckung, das Dominikanerkloster und etliches mehr. Auch Versäumnisse wären zu nennen. 
Manche Ziele aus der Gründungszeit des Vereins sind inzwischen städtische, professionelle Arbeitsfelder geworden, doch sein finanzielles und zeitliches Hauptaugenmerk richtete sich immer auf die schriftliche historische Forschung: Quelleneditionen, Veröffentlichungen zur Lokalgeschichte und auf die wissenschaftlich orientierte „Soester Zeitschrift“ mit ihren inzwischen 117 Bänden. Ein unerschöpflicher Fundus, nicht nur über die einzelnen Forschungsthemen, sondern oft mindestens ebenso über die Zeit, in der die Aufsätze entstanden. Die Herausgabe der Schriften wurde möglich durch die Beitragssolidarität der Mitglieder und die konstante Unterstützung des Stadtarchivs! 
Und wohin in Zukunft? Das Schwindelgefühl einer weltweiten Verflechtung, das Bewusstsein, dass alles mit allem zusammenhängt, erfasst uns immer mehr. Das nimmt aber der lokalgeschichtlichen Arbeit nicht den Sinn, im Gegenteil. Historisches Hintergrundwissen über den Ort, an dem man lebt, verschafft erst die „Bodenhaftung“ (Funke) für einen eigenen Standpunkt. Aktuelle Maßstäbe an früheren Denkmustern zu spiegeln, hilft schnelle Wertungen der Gegenwart zu relativieren. Die unseren Alltag bestimmenden Werte und Normen besitzen ein kurzes Verfallsdatum! Über welche heute diskutierten Entscheidungen etwa mögen künftige Generationen ein ähnliches Urteil fällen wie wir über die Idee des Osthofentors als Wasserturm? 
Es wird darum gehen, beurteilen zu können, was aufgegeben wird, wenn beispielsweise Geld für Denkmalpflege noch knapper wird als heute. Unsere Stadt wird auch darauf angewiesen sein, dass ihre Bürger sich mit dem historischen Gedächtnis ihrer Kommune auseinandersetzen, in einer Form, die auch Jüngere auf sich beziehen. Jedes Mitglied sorgt mit dafür, dass wir es nicht bei dem diffusen Gefühl bewenden lassen, dass unsere Stadt „imponierend in der Geschichte dasteht.“