Vor nun zehn Jahren, am 25.04.2012, lud der Soester Geschichtsverein gemeinsam mit dem Stadtarchiv zu einer Lesung und Buchvorstellung in die Stadtbücherei Soest ein. Naheliegenderweise ging es um Geschichte, ausnahmsweise wurde aber keine historiographische Publikation, sondern ein im späten 19. Jahrhundert spielender Roman der Öffentlichkeit vorgestellt.
Ein Autorenkollektiv, bestehend aus fünf Schülerinnen zwischen 16 und 18 Jahren präsentierten, zusammen mit Günter Kükenshöner als Herausgeber, mit „Die Botanikerin“ den ersten historischen Soester Kriminalroman. Rund um den fiktiven Todesfall des Eisenbahndirektors Ernst Rosenthal und den Ermittlungen des großstädtisch arroganten Münsteraner Kommissars Carl Lavage, ließen die Autorinnen im Soest des späten 19. Jahrhunderts im übertragenen Sinn die Fachwerkfassaden bröckeln und zeigten aus unterschiedlichen Erzählperspektiven das sich dahinter verbergende Netzwerk aus Macht, Intrigen, Zwängen und Sehnsüchten. Fast zwei Jahre arbeitete die Schülerinnengruppe bestehend aus Lena Dahlhoff, Melanie Kentsch, Julia Kohlhase, Alessa Rohe und Laura Thiele mit Günter Kükenshöner an der literarischen Umsetzung dieses Schreibprojekts des Soester Geschichtsvereins, dem eine anspruchsvolle Archivrecherche zur Soester Lebenswirklichkeit im ausgehenden 19. Jahrhundert die Grundlage lieferte. Dieser Anspruch an historischer Faktentreue wurde im Rahmen des Wettbewerbs „Jugend und Archiv“ vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit einer Förderung honoriert und auch in einschlägigen Buchhandelsrezensionen wurde besonders der historisch authentische Detailreichtum des Romans gelobt. Seinen besonderen Reiz, ohne den der Roman seine zahlreichen LeserInnen kaum hätte fesseln können, entfaltet der Roman jedoch durch die emanzipatorische Perspektive seiner Autorinnen. Dieser historische Kriminalroman macht deutlich: In der „Guten Alten Zeit“ lief es für die Frauen eher schlecht als (ge)recht.